Liebe Reiter- und Schützenkameradinnen, liebe Schützenkameraden,
liebe Mitglieder, Freunde und Gäste,
als Schriftführer entwickelt man mit der Zeit für das Verfassen eines Jahresberichts angesichts eines beständigen Ablaufs der Schützenjahre eine gewisse Routine. Doch auch für eine geübte Feder ist es schwer in Worte zu fassen, in welche unvorstellbare Richtung sich das Jahr 2020 entwickeln sollte.
Dabei starteten wir nach der Weihnachtspause noch vergnügt und jeck ins neue Jahr. Nach unserer Mitgliederversammlung Anfang Januar setzten wir in gewohnter Weise die laufende Karnevalssession fort. Es deutete noch nichts darauf hin, dass die Aufzüge im Winterbrauchtum die letzten offiziellen Aktivitäten des Jahres sein sollten. Obwohl schon im Dezember 2019 und Anfang 2020 erste Nachrichten über ein neuartiges sich in China allmählich ausbreitendes Virus vernommen werden konnten, nahmen wir diese jedoch höchsten am Rande wahr.
Der Schützenalltag nahm zwischen den Auftritten in blau-weiß zunächst weiter seinen Lauf. So fanden am 26. Januar das Titularfest und die Jahreshauptversammlung des Derendorfer Schützenvereins statt. Wir freuten uns sehr über die Auszeichnung unseres 2. Vorsitzenden Uwe Schleutermann und unseres 2. Kassierers Frank Tups mit dem „Silbernen Verdienstkreuz“, das sie für ihre Verdienste im Tambour-Corps und im Derendorfer Regiment erhielten. Und unser Kamerad Marcel Drebes wurde zudem für seine 25-jährige Mitgliedschaft im Regiment mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.
Es dauerte leider nicht mehr lange, bis sich die Sorge machenden Nachrichten häuften. Am 28. Januar vermeldete die 20-Uhr-Tagesschau, das Corona-Virus habe Deutschland erreicht. Knapp vier Wochen später erreichten wir den Höhepunkt der fünften Jahreszeit: den Straßenkarneval und den großen Rosenmontagsumzug. Eine Absage von Veranstaltungen und Umzügen drohte an diesen Tagen jedoch höchstens aufgrund der Witterungsverhältnisse, das Corona-Virus spielte noch immer keine große Rolle. Im Gegenteil: Das Carnevals-Virus zeigte dem Corona-Virus die lange Nase.
Und plötzlich ging alles ganz schnell. Mitte März erhöhte sich die Zahl der an Covid-19 erkrankten Menschen exponentiell. Die Politik reagierte mit einem massiven, noch nie dagewesenen Runterfahren des öffentlichen Lebens – Geschäfte, Schulen, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen mussten schließen, die Kontaktmöglichkeiten wurden eingeschränkt, Abstandsgebote, Hygieneregeln und die Pflicht des Tragens einer Alltagsmaske bestimmten den Alltag (die sog. AHA-Regeln).
Auch das Schützenwesen kam folglich völlig zum Erliegen.
Im Sommer gab es eine Phase, in der wieder mehr möglich war. Die geringeren Infektionszahlen bescherten uns Lockerungen der bislang geltenden Einschränkungen und wir nutzten die vorhandenen Möglichkeiten der Corona-Schutzverordnung, um das Vereinsleben wieder ein bisschen hochzufahren.
Am 27. Juni trafen wir uns viele Wochen nach dem letzten gemeinsamen Musizieren erstmals wieder zu einer kleinen Probe im Rather Schützenhaus. Und siehe da: das Zusammenspiel funktionierte noch immer ziemlich gut. Beste Voraussetzung für die Geburtstagsständchen am nächsten Tag. Unser Tambourmajor Dieter Tümmers feierte nämlich seinen 70. Geburtstag.
Unter Einhaltung aller AHA-Regeln trafen wir uns um kurz vor 11 Uhr auf der Fleher Straße und marschierten mit klingendem Spiel zu Dieters Wohnsitz, um ihn an seinem Ehrentag mit einem kleinen Geburtstagskonzert zu überraschen. Im Anschluss fuhren wir nach Derendorf und statteten einem weiteren Geburtstagskind einen Überraschungsbesuch ab: unser Kamerad Horst Müller feierte einen Tag zuvor seinen 69. Geburtstag. Die Klänge der Pfeifen und Lyren sowie der Rhythmus der kleinen Trommeln, der Becken und der „dicken Zing“ sollten für dieses Jahr darüber hinaus in Derendorfs Straßen nicht mehr zu hören sein.
Denn zu diesem Zeitpunkt war auch schon längst klar, dass unser Schützenfest in Derendorf ausfallen würde. Am ersten Juli-Wochenende bluteten folglich unsere Herzen.
Mitte Juli kamen unsere Kameraden noch zweimal zusammen: Am 17. Juli trauten sich unser Kamerad Kai Lemmerz und seine Verlobte Anna und gaben sich trotz Corona-Krise das Ja-Wort. Wir gratulierten mit einer kleinen Abordnung vor Ort und wünschen euch auch an dieser Stelle zur Vermählung nochmals ganz herzlich alles Liebe und das Allerbeste für eure gemeinsame Zukunft. Einen Tag später waren wir bei unseren Kameraden Klaus und Frank Tups zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen. Ein wirklich toller Tag, der uns allen nochmals verdeutlichte, wie sehr wir den Verein und die gesamte TCD-Familie vermissen.
Und dies blieb zunächst auch so. Denn auch die restlichen Schützenfeste des Jahres 2020 sollten nicht mehr stattfinden.
Mit viel Optimismus nahmen wir dessen ungeachtet im September die Probenarbeit wieder auf. Dabei hatten wir die nächste Karnevalssession ab 11.11. fest im Blick. Doch schnell wurde die Hoffnung getrübt, dass es dem Winterbrauchtum anders ergehen könnte. Die befürchtete „zweite Welle“ nahm ihren Lauf und der Inzidenzwert (Infizierte pro Woche pro 100.000 Einwohner) stieg in Düsseldorf Mitte Oktober über die zunächst wichtige Marke von 50.
Seither steht das Vereinsleben wieder komplett still. Bis heute, dem Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichts. Im doppelten Sinne müssen wir alle ganz bald unsere Ärmel hochkrempeln, um uns impfen zu lassen aber auch um das Vereinsleben und die spielerische Qualität wieder auf den Stand vor der Pandemie zu bringen. Und vielleicht sogar ein Stückchen weiter.
Eine letzte kleine Aktion gab es zum Ende des Jahres. Da die alljährliche Weihnachtsfeier am 4. Adventssonntag nicht als Präsenzveranstaltung stattfinden konnte, brach unser Vorstand zusammen mit dem Weihnachtsmann auf, um reich befüllte Weihnachtstüten an die Ehrenmitglieder, Ehrenvorstandsmitglieder und die Kinder der aktiven Kameraden zu verteilen. Nach insgesamt über 290 Kilometern und 21 Stationen, u. a. von Goch bis Hinsbeck, Viersen und Neuss, konnte festgehalten werden, dass unser Santa-Team nicht nur den Kindern ein weihnachtliches Strahlen in die Augen zauberte.
Leider bewahrheiten sich aktuell die Befürchtungen vieler Experten, die früh in der Pandemie erklärten, dass wir sehr lange mit dem Virus leben müssten. Wir befinden uns in der dritten Infektionswelle, so dass auch die diesjährige Schützenfestsaison ziemlich durcheinander gewirbelt wird, durch Absagen, Verschiebungen und möglicherweise neue Formen des gemeinsamen Feierns.
Und wir haben in diesem Jahr etwas ganz Besonderes zu feiern: das 95-jährige Bestehen des Vereins. In den letzten neuneinhalb Dekaden wurden schon viele Kapitel in unser Geschichtsbuch geschrieben. Auch diese Corona-Pandemie wird ihren Platz finden. Wir hoffen, dass die letzte Seite noch lange nicht erreicht und das letzte Wort noch lange nicht geschrieben ist. Wir werden sehen, ob wir dieses Jubiläum in irgendeiner Form begehen können. Leider Gottes ist dies noch nicht absehbar.
Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle wie immer an unsere Familien, Freunde und Gönner sowie an alle unsere Mitglieder. Wir sind dankerfüllt für eure Unterstützung auch und vor allem in dieser schwierigen Zeit. Wir wünschen euch stets beste Gesundheit und möchten uns mit einem kleinen Wunsch verabschieden: Auf Wiedersehen!
„Onjlövlech, wie schnell e Johr verjing,
Üer Corps met de dicke Zing.“